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Was von der Jägerkaserne übrig bleibt

TV(20231012)Jägerkaserne

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Zuletzt geändert
25.10.2023

Beeindruckende Schuttkegel türmen sich auf dem Gelände des zukünftigen Wohnungsquartiers. Was damit geschieht und wie die Planungen für das Areal den Stadtteil verändern werden.
(Trierischer Volksfreund - Rainer Neubert)

Wer auf der Eurener Straße an der ehemaligen Jägerkaserne in Trier-West vorbeifährt, bemerkt nichts von dem, was hinter den mehr als 100 Jahre alten Gebäuden passiert, die das 6,2 Hektar große Areal an der Ostseite begrenzen. Wer die Zufahrt neben der Sparkassen-Filiale nutzt, wird aber überrascht sein – nicht nur von dem grünen Bereich mit dem großen Tipi-Zelt. Beeindruckend ist vor allem die Galerie von mächtigen Schuttkegeln, die sich dort aufhäufen, wo bis vor  wenigen Wochen Lagerhallen und Mehrzweckgebäude standen.

„Wir sind mit den Abbruchmaßnahmen fast fertig“, erläutert David Becker, Geschäftsführer der EGP Gesellschaft für urbane Projektentwicklung. Innerhalb der kommenden
zehn Jahre soll aus dem ehemaligen Kasernengelände ein innovatives Stadtquartier mit rund 220 Wohnungen werden. Es wird im Bereich unter den  Hochspannungsleitungen, die das Gelände am Rande überspannen, auch Büros und für ein Wohngebiet verträgliche gewerbliche Nutzung geben. Zudem sind  Grünanlagen, Spiel- und Sportmöglichkeiten geplant.

Wie das ganze aussehen könnte, hat die im Städtebauwettbewerb erfolgreiche Arbeitsgemeinschaft Machleidt/Sinai/Winkelmüller erarbeitet. Der Siegerentwurf lässt
erahnen, wie sehr sich dieser für Trier-West wichtige Bereich verändern wird. „Ich kann allerdings heute noch nicht genau versprechen, wie auch das letzte Gebäude
aussehen wird“, macht Becker deutlich.

Erst einmal wird das Gelände aber geöffnet. Abgerissen wird dazu demnächst auch das ungenutzte Gebäude zwischen den großen Komplexen an der Eurener Straße.
Dort entsteht später eine Treppenanlage, die für Fußgänger das neue Quartier erschließt. Bis Ende November soll der Rückbau auf dem Gelände abgeschlossen sein. Dann wird die Planung für die Entwässerung und Versorgungsleitungen konkretisiert. Die Ausschreibung für die komplexen Tiefbaumaßnahmen ist für 2024 vorgesehen. „Wir hoffen dabei auf die Erfahrungen, die wir im Burgunderviertel gemacht haben.“

In der ehemaligen Siedlung für französische Militärangehörige und deren Familien auf dem Petrisberg in Neu-Kürenz ist die EGP ebenfalls Projektentwickler. Dort soll das erste Baufeld auf dem 5,4 Hektar großen Areal bereits im November bereit sein und wenig später der Startschuss für den Bau von insgesamt mehr als 400 Wohnungen
in unterschiedlichsten Größen und Haustypologien fallen. 

Das Gelände im Trierer Westen, nahe den Überresten des Lenus-Mars-Tempels gelegen, gilt als Denkmalzone. Die archäologischen Untersuchungen dort haben bereits
begonnen. Deren Ergebnisse werden auch Einfluss darauf haben, wie sehr das Areal neu geformt werden kann. In jedem Fall soll das Abbruchmaterial, das sich derzeit dort Tausende Tonnen schwer aufhäuft, dabei wieder verbaut werden.

Bei den Anwohnern ist schon jetzt das Interesse an dem groß, was auf dem mehr als hundert Jahre für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Gelände passiert. So wurde 
am Tag der Städtebauförderung Mitte Mai das Angebot reichlich genutzt, mit dem Römerexpress das Areal zu erkunden.

Wer auch unabhängig davon Details wissen will, ist bei der Projektgesellschaft gern gesehen. Für den Austausch und gemeinsame Gärtneraktionen steht im Norden des
Baugebiets ein 2000 Quadratmeter großer Grünbereich zur Verfügung, mit Pflanzbeeten, Sitzmöglichkeiten und einem weißen Tipi-Zelt, in das in den Sommermonaten regelmäßig eingeladen wurde. „Die Leute finden es gut, dass hier etwas passiert“, sagt David Becker. „Manchmal sind zehn bis 15 Leute da.“

Garten und Zelt werden in Kürze zwar winterfest gemacht. Dann soll aber das benachbarte markante Gebäude mit der Turmuhr genutzt werden. Unter dem Namen „Raum 29“ ist die temporäre Nutzung für Kunst, Kultur, Workshops und Co-Working vorgesehen. Der Start dafür ist für Ende Oktober geplant.

Für die EGP steht im Winter allerdings vor allem die Vorbereitung der weiteren Entwicklungsschritte für das „Projekt im Westen“ auf der Agenda, wie die EGP die  ehemalige Jägerkaserne auch nennt. Becker: „Wir suchen nach Büros aus der ganzen Region, um das Planerteam für den Hochbau zu bilden.“ Mit dem Start der konkreten Planung soll dann festgelegt werden, was wann gebaut wird.

Die rechtliche Basis dafür ist inzwischen gesichert. In seiner jüngsten Sitzung Ende September hat der Stadtrat Trier den Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan
„Irrbachquartier“ getroffen. Der kleine Bach ist namensgebend, weil er den Grünbereich markiert, der sich durch das ehemalige Kasernengelände ziehen wird. Weitergeführt wird dieser auf der anderen Seite der Eurener Straße auf dem zwei Hektar großen Gelände des ehemaligen Busdepots der Stadtwerke Trier (SWT). Dort wollen mehrere Bauträger insgesamt rund 150 Wohnungen bauen.

Bilder
  • Die ehemalige Jägerkaserne in Trier-West wird zum modernen Wohnquartier. Für Anlieger und Aktionen gibt es einen Grünbereich mit Tipi (oben links, vor den Schutthügeln).

    TV-Foto: Rainer Neubert

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