Es ist nicht die erste Baustelle, bei der Thomas Weißhaar das erlebt. „Es ist erschreckend, wie viele Autofahrer Sperrungen einfach ignorieren“, sagt der Mann von der Markierungskolonne der Firma Wöffler. Gemeinsam mit Kollegen hatte er am Dienstag damit begonnen, die Markierungen, Schilder und Warnbaken für die Großbaustelle an der Römerbrücke einzurichten. Seitdem ist die Römerbrücke für Kraftfahrzeuge gesperrt. Doch schon am ersten Abend hat das nicht alle Autofahrer wirklich interessiert.
Immer wieder werden die Sperrungen umfahren, um doch noch über die Römerbrücke in Richtung Innenstadt zu fahren. Angesprochen auf die Sperrung, zucken einige Fahrer mit den Schultern, schauen erschreckt oder so unbeteiligt, als wären sie nicht angesprochen.
Am Mittwochvormittag ist es noch schlimmer. Denn selbst als der 160 Meter lange, massive Fahrbahnteiler auf dem Kreuzungsbereich der Luxemburger Straße steht und nur eine zehn Meter breite Lücke, die mit Pylonen abgesperrt ist, einen Zugang ermöglicht, fahren immer wieder Autos auf die Brücke. Als dann auch noch Sattelschlepper entgegen der Einbahnstraßenregelung von Süden kommen und auf die ebenfalls gesperrte Eisenbahnbrücke in Richtung Eurener Straße abbiegen, sind auch die Arbeiter fast sprachlos.
„Das sollte mal Thema einer Reportage sein“, meint Weißhaar und schüttelt mit dem Kopf. Wäre Tiefbauamtsleiter Wolfgang van Bellen vor Ort, würde es vermutlich deutlich lauter werden. Denn er weiß aus den regelmäßigen Brückenüberprüfungen, dass sich die Brücke über die Gleise sich in einem zunehmend bedenklichen Zustand befindet. Note 3,7 auf eine Skala bis 4 bedeuten das möglichst frühe Aus der Stahl-Konstruktion. Diese soll deshalb saniert oder ersetzt werden, sobald der neue Kreisverkehr fertig ist.
Bis dahin werden, sofern alles nach Plan verläuft, 20 Monate vergehen. In sechs Bauphasen mit unterschiedlicher Verkehrsregelung wird dann der große Verkehrsknotenpunkt am westlichen Römerbrückenkopf neu gestaltet sein. Die Stadtwerke werden alle wichtigen Leitungen erneuert haben. Und auch die Rampe zur Eisenbahnbrücke wird bereits erneuert sein.
Radfahrer und Fußgänger können während dieser Zeit die Römerbrücke und die Eisenbahnbrücke benutzen. In drei Wochen soll die Römerbrücke auch für den abbiegenden Verkehr aus Richtung Aachener Straße wieder befahrbar sein. Der Schwerlastverkehr muss allerdings die Großbaustelle weiträumig umfahren. Und von Süden ist die Verbindung über die Baustelle in Richtung Norden für alle Kraftfahrzeuge blockiert.
Die meisten LKW-Fahrer haben in den ersten beiden Tagen kein Problem, die Verkehrshinweise an der Kaiser-Wilhelm-Brücke im Norden und der Konrad-Adenauer-Brücke im Süden zu verstehen. Denn das Verkehrsaufkommen auf der Achse Kölner Straße, Aachener Straße, Luxemburgerstraße, ist im Vergleich zu sperrungsfreien Tagen sehr gering. Wie allerdings die LKW wieder von der Eisenbahnbrücke kommen sind, die alle Verbotsschilder missachtet haben, kann nur vermutet werden. Denn auf der Westseite ist die Auffahrt komplett abgesperrt.
Bevor die Stadtwerke nun mit den Ausschachtungs- und Leitungsarbeiten im Bereich der geplanten Übergänge für die Baustelle beginnen, rückt am Donnerstag eine Spezialfirma an. Bodensondierung steht an, denn möglicherweise schlummern im Boden noch Blindgänger und Munition aus dem Zweiten Weltkrieg. Geisterfahrer und Blindgänger ... eine fatale Kombination.