Es ist eins der größten Bauprojekte Triers: 700 Wohnungen sollen im Stadtteil West auf dem Gelände
zwischen dem Aldi in der Eurener Straße, Tempelweg und dem zum Speyer angrenzenden Bobinet-Areal
entstehen. Dazu ein Ärztehaus, ein Hotel, Parkhäuser, Tiefgaragen, ein Seniorenheim und Restaurants. 40 bis 50 Häuser insgesamt mit rund 90.000 Quadratmetern Nutzfläche. Straßen werden gebaut, die das neue Viertel in Richtung Römerbrücke und ans Bobinet-Quartier anbinden. Investoren müssen ins Boot geholt und
Projektpartner gefunden werden. Auch Verhandlungen mit Banken gehören dazu.
Wie viel Geld insgesamt in die Entwicklung des seit Jahrzehnten brachliegenden, 24.000 Quadratmeter großen Riesengeländes fließt, dazu will Antoine Feidt, Geschäftsführer der TW Project GmbH und gleichzeitig
Eigentümer und größter Investor, sich nicht konkret äußern. Aber ein satter dreistelliger Millionenbetrag wird es schon sein.
Es ist also ein großes Rad, das Feidt da auf dem Gelände des ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerks
dreht. Streng genommen müsse er sich die ganze Arbeit nicht mehr antun, sagt der Ü-60-Jährige, der aus
einer sehr erfolgreichen luxemburgischen Unternehmerfamilie stammt. „Aber ich will es.“
Ein bisschen einfacher hatte er sich die ganze Sache allerdings durchaus vorgestellt, als er 2019 die Brache übernahm. Schließlich lag ein vom Vorbesitzer fertig ausgearbeiteter und von der Stadt genehmigter Bebauungsplan schon vor und damit Baurecht. Dann kam Corona, dann der Krieg samt Inflation, explodierender Preise auf dem Bau und Kreditzinsen, die sich binnen Monaten verdreifachten. Um rund 40 Prozent ist der Neubausektor eingebrochen, hat das Statistische Bundesamt im April berechnet.
Auch vor Ort gab’s unerwartete Schwierigkeiten: „Weit mehr als ein Jahr lang haben wir mit einem französischen Unternehmen verhandelt: Wir sollten eine Immobilie bauen, die die Kette dann von uns anmieten und als Seniorenheim betreiben wollte. Ein paar Tage vor dem finalen Notartermin sagten die Franzosen uns dann allerdings sang- und klanglos ab“, berichtet Feidt. Die ganze Vorarbeit samt bereits auf Vertrauensbasis errichteter Tiefgarage und Bodenplatte blieb unbezahlt. Mit der Lively GmbH mit Firmensitz in Hamburg ist mittlerweile zwar ein Nachfolger für den Betrieb des Seniorenheims gefunden
worden. „Aber die Sache hat uns natürlich sehr zurückgeworfen“, berichtet Feidt.
Zweites unerwartetes Hindernis: Die Stadtwerke bauen doch nicht das Blockheizkraftwerk, das von einem
Nachbargrundstück aus das gesamte neue Quartier mit Heizenergie versorgen sollte. Dabei war der Vertrag über die Energieversorgung über das BHKW zwischen den Stadtwerken und der TW Project GmbH längst unterzeichnet. „Wir hatten daher natürlich auch fest mit dieser Fernwärme gerechnet und alle technischen Pläne danach ausgerichtet. Jetzt müssen wir umplanen auf andere Heizungen“, sagt Feidt. Deswegen sei auch die erste fertige Immobilie – ein Mehrfamilienhaus, in das in den vergangenen
Wochen die ersten Menschen eingezogen sind – noch nicht ganz fertig. „Statt Fernwärme bauen wir dort
jetzt eine Wärmepumpe ein. Dafür müssen aber alle Leitungen und Anschlüsse noch mal geändert werden.
Und erst dann können wir die Fassade fertigstellen“, erklärt Feidt.
Was Außenstehende vielleicht ebenfalls anders vermuten: Investor Feidt sitzt nicht etwa in einem Luxemburger Büro, um dort vom grünen Tisch die Arbeiten zu dirigieren. Jeden Tag sei er im Baubüro vor Ort, um sich zu kümmern, versichert er.
Herzstück des neuen Quartiers wird die ehemalige Lokrichthalle. Ihren offiziellen Denkmalschutz hat die Halle, die nur noch aus Fassaden besteht, zwar verloren. Die TW Project GmbH steckt allerdings viel Arbeit und Mühe rein, die Sandsteinwände möglichst originalgetreu zu restaurieren. Im Inneren des riesigen Fassaden-Rechtecks entsteht, auf mehrere längliche Einzelgebäude mit viel Freifläche dazwischen
verteilt, ein Hotel mit rund 200 Zimmern. „Die Verträge mit dem Hotelbetreiber, einer internationalen
Kette, sind abgeschlossen“, erklärt Feidt. 2027 werde das Hotel eröffnen. Integriert werden sollen eine
kleine Einkaufsmeile und mehrere Restaurants.
Hinter dem Hotel, innerhalb der Lokrichthalle, entstehen mehrere Mehrfamilienhäuser mit mehreren
Geschossen. In den unteren Etagen sind kleinere Geschäfte und Dienstleister vorgesehen.
Vor der Lokrichthalle in Richtung der Straße Zum Speyer soll eine große Freifläche mit viel Grün- und Sitzgelegenheiten als Begegnungsraum
entstehen. An der Grenze zum benachbarten Gewerbegebiet ist ein Wohnriegel mit 160 - 200 sogenannte Mikroappartements mit 30 bis 50 Quadratmetern Wohnfläche geplant. Die ersten Bodenarbeiten dafür sollen in diesen Tagen beginnen. „Das Apartmenthaus wird von einem externen Investor gebaut, die Verträge sind abgeschlossen“, sagt Feidt. Bezugsfertig sein sollen die Mini-Wohnungen 2027.
Südwestlich an die Lokrichthalle, also Richtung Luxemburger Straße, schließt sich das Lively-Senioren-
wohnheim an mit 146 Wohnungen sowie 23 zusätzlichen Apartments (geplanter Einzugstermin: zweites
Quartal 2026).
Neben dem Seniorenwohnheim sind zwei weitere Wohnhäuser mit insgesamt 64 Wohnungen geplant
– rund die Hälfte davon gebaut als sogenannte Sozialwohnungen mit öffentlich geförderten Krediten und
gedeckelten Mieten. Die beiden Wohnhäuser sollen ebenfalls spätestens 2027 bezugsfertig sein.
Nebenan ist ein Parkhaus vorgesehen mit rund 360 Stellplätzen. 400 Quadratmeter Fläche sind dort für
den Bau einer großen Wärempumpenanlage reserviert, die das gesamte Quartier mit Heizenergie versorgen soll.
Vor dem Parkhaus, angrenzend an die Bobinet-Höfe, soll ein Ärztehaus entstehen. „Auch da sind wir schon
in festen Gesprächen mit einem großen Interessenten, der dort einziehen will“, sagt Chefentwickler Feidt. Das Ärztehaus soll ebenfalls 2026 bezugsfertig sein.
Das dritte Baufeld schließt sich an der anderen Längsseite der Lokrichthalle in Richtung Aldi an. Das
Gebiet soll zuletzt entwickelt werden. Geplant sind ein knappes Dutzend Mehrfamilienhäuser. „Bis diese bezugsfertig sind, könnte es allerdings tatsächlich wohl noch zehn Jahre dauern“, sagt Feidt.