Es soll ein Ort gewesen sein, mit dem sich viele Menschen in Trier-West identifizieren konnten. Abends sei in der kleinen Kneipe am Ende der Eisenbahnbrücke in Trier West immer viel los gewesen, sagt Marc Borkam, Ortsvorsteher von Trier-West. Häufig seien hier die Menschen aus dem Viertel nach dem
Feierabend zusammengekommen. „Viele sind traurig, dass dieses Stück Heimat jetzt verschwindet.“ Borkam ist im Stadtteil aufgewachsen und kennt die Menschen, die hier wohnen.
Einer, der hier lange gewirkt hat, ist Ilhan Özbek. Bis Ende 2019 betrieb er das „West Side“. So hieß die Kneipe auf der Eisenbahnbrücke zuletzt. Er erinnert sich gerne zurück. „Das war eine gute Zeit, ich hatte immer große Freude, wenn ich dort gearbeitet habe. Das ‚West Side‘ war ein guter Ort.“ Zuvor war das Häuschen unter dem Namen „Zum Treppchen“ bekannt. Davor soll es „Viez Kiez“ geheißen haben, sagt Özbek.

Erinnerungen an die Kultkneipe

Mittlerweile betreibt er das Hotel und Restaurant „Zur schönen Aussicht“ auf dem Markusberg. Nachdem bekannt wurde, dass die Eisenbahnbrücke erneuert werden muss, sah Özbek keine Chance mehr, das Lokal weiterzubetreiben. Das Gebäude ist im Besitz der Stadt. 

Laut Stadtverwaltung ist die alte Brücke aus dem Jahr 1951 in einem schlechtem Zustand. Schwerlasttransporter und auch die Stadtbuslinien 1 und 81 dürfen sie deshalb aktuell nicht befahren. Deshalb kommt nun eine neue. Dafür sollen auch die Zufahrtsstraßen verbreitert werden. Die Rampe, auf der lange die Kult-Kneipe stand, wird schon bald erneuert und um einen Radstreifen erweitert, sagt Bernhard Hügle, Stellvertretender Ortsvorsteher in Trier- West/Pallien.
Bis Ende 2024 soll das elf Millionen Euro schwere Projekt abgeschlossen sein. Dann sollen auf den  Schienen unter der Brücke wieder Personenzüge fahren. Jeweils im Stundentakt sollen Züge auf der Weststrecke zwischen Wittlich und Luxemburg-Stadt sowie zwischen Schweich und Saarburg 
pendeln. Neben den Gleisen wird zudem seit einigen Monaten an der neuen Entlastungsstraße Trier-West
gearbeitet. Auch die neue Mitte des Stadtteils wird hier entstehen. Die Bauarbeiten an der Eisenbahnbrücke
fangen Ende April an. Im Januar mussten dafür einige Bäume weichen, nun folgt der Abriss des
Häuschens. Ein kleines Andenken an die Szene-Kneipe mit dem damaligen Namen „Zum Treppchen“ bleibt aber erhalten. Einige der Stufen, die von der Hornstraße auf die Eisenbahnbrücke führen, würden eingelagert, sagt Marc Borkam. Sie sollen eine neue Verwendung finden – als Reserve für die Stufen der Himmelsleiter. Dieser Wanderweg führt über 605 Stufen von Trier West zur Markusberg-Kapelle.