Für das ehemalige Industriedenkmal gibt es neue Pläne, doch die Vergangenheit wird nicht
ganz verschwinden. Das gilt auch für manche der versteckten Kunstwerke an den Wänden.

Mehr als 20 Jahre lang galt die alte Lokrichthalle in Trier-West als „hidden place“, als vergessener Ort und verfallendes Denkmal des Industriezeitalters. Der zunehmend
morbide Charme der 1911 in Betrieb genommenen und 1986 geschlossenen Riesenhalle lockte jahrzehntelang besonders nachts Graffiti-Künstler, Fotografen und
Menschen auf der Suche nach Gruselfaktor an. Auch das Theater Trier und Filmemacher nutzten die 170 Meter lange und mehrschiffige Halle
für Fotoshootings und Videoclips. Als Einsturzgefahr bestand, ließ die Stadt die Halle vor zwei Jahren mit einem Zaun absperren. Der neue Eigentümer, eine Investorengruppe um den luxemburgischen Geschäftsmann Antoine Feidt, entwickelt seit August 2021 Ideen für ein Quartier mit Hunderten Wohnungen
innerhalb der Mauern. Kommt damit das Ende für die teilweise künstlerisch wertvollen Graffitis?
„Wir wollen im Quartier Lokrichthalle ein gewisses Markthallengefühl entstehen lassen“, sagt Céline Schuh, die gemeinsam mit Feidt das
Projekt leitet. „Es soll geprägt sein von schmalen Gassen, aber auch großen und freien Bereichen.“ Und die Graffitis? „Die haben wir zum
Teil bereits ausgebaut und gesichert. Wir werden sie in dem neuen Quartier wieder zur Geltung bringen“, verspricht Schuh.
Bis es so weit ist, wird noch einige Zeit vergehen. Der größte Teil der baufälligen Dachkonstruktion ist zwar ebenso schnell verschwunden
wie der Denkmalcharakter des Gebäudes. Bis die Investoren den Antrag für den ersten von drei Bauabschnitten für das neue Quartier
stellen, wird aber vermutlich noch ein Jahr vergehen. Der Trierische Volksfreund hat die Erlaubnis erhalten, sich auf dem Gelände umzusehen und Impressionen
zu sammeln. Urban Art in einem ehemaligen Industriedenkmal