Trier-West Bis es mit den Arbeiten für ein neues Stadtquartier auf dem Gelände der ehemaligen Jägerkaserne losgeht, muss noch etliches geklärt werden. Doch dann könnten sich Wünsche des Ortsbeirats Trier-West/Pallien erfüllen.
Trier ist eine militärfreie Stadt. Doch die ehemaligen Wohn- und Übungsquartiere französischer und deutscher Soldaten sind seit Jahren die wichtigsten Areale für die städtebauliche Entwicklung. So soll auch auf dem Gelände der ehemaligen Jägerkaserne in Trier-West in wenigen Jahren Wohnraum für rund 1200 Menschen entstehen. Den Beschluss für den dafür notwendigen Bebauungsplan hat der Stadtrat in seiner letzten Sitzung einmütig auf den Weg gebracht.
Doch nicht nur die im April 2014 von der Bundeswehr freigegebene Kaserne ist Teil des zukünftigen „Irrbachquartiers“, das von einem prägnanten Grünstreifen mit dem renaturierten Bach durchzogen sein wird. Auch das ehemalige Busdepot der Stadtwerke ist in das Planwerk integriert, das eine Gesamtfläche von 10,3 Hektar umfasst. Es ist ein Schlüsselprojekt für den von Bund und Land mit 25 Millionen Euro geförderten Stadtumbau Trier-West und ein wichtiger und Innenstadtnaher Entwicklungsbereich für die dringend benötigten Wohnungsbauflächen in ganz Trier.
Beim Gestaltungswettbewerb für das Areal hatte sich im April 2016 die Berliner Architektengemeinschaft Machleidt/Sinai/Winkelmüller gegen 14 Mitbewerber durchgesetzt. „Früher war Trier-West ein Quartier der Kasernen. In Zukunft wird es ein hochwertiger Wohnort sein“, lobte Baudezernent Andreas Ludwig die anstehende Entwicklung im Stadtteil. Seine Prognose, möglicherweise könne schon 2018 mit dem Umbau des Geländes begonnen werden, war allerdings zu optimistisch.
„Nach dem Aufstellungsbeschluss im Rat ist nun vorgesehen, einen Vergabebetreuer zu beauftragen“, antwortet Presseamtschef Michael Schmitz auf eine Anfrage unserer Zeitung. Dessen Auftrag werde es sein, im kommenden Jahr über ein zweistufiges Verfahren einen geeigneten Investor oder eine Investorengruppe zu finden. Grundlage dafür sei der mittlerweile weiterentwickelte städtebauliche Entwurf der Wettbewerbssieger. „Die Ausschreibung erfolgt nach dem Preis sowie sozialen, ökologischen und ästhetischen Kriterien.“
Derzeit sind einige der ehemaligen Kasernengebäude an der Eurener Straße belegt. Der Bauspielplatz wird nach der abgeschlossenen Sanierung im Gneisenaubering dorthin zurückkehren. Für den vorläufig dort untergebrachten Digital Hub wird ein dauerhafter Standort gesucht. Schwieriger ist eine Alternativlösung für die Asylbewerber-Unterkunft. „Wie es mit diesem Gebäude beziehungsweise mit der Unterbringung weitergeht, wird intern noch abgesprochen“, lautet dazu die wenig konkrete Aussage der Stadtverwaltung.
Ortsvorsteher Marc Borkam (SPD), ist trotz der Verzögerungen mit dem bisherigen Verfahren zufrieden: „Wir freuen uns sehr, dass die Stadt die Entwicklung des Areals der Jägerkaserne vorantreibt. Wichtig ist aus unserer Sicht, dass auf dem Gelände neben dem Anteil von 33 Prozent sozial gefördertem Wohnraum vor allem bezahlbarer Wohnraum entsteht, keine Luxusimmobilien mit Mondpreisen.“ Nach den Vorstellungen des Ortsbeirats soll das Ziel eine bunte Mischung sein, die zu Trier-West passt. Borkam: „Eine Gentrifizierung und die Dominanz einer einzelnen Einkommensschicht müssen verhindert werden. Der Ortsbeirat Trier-West/Pallien spricht sich auch dafür aus, dass dieses Gebiet zügig entwickelt wird.“
Geschätzt werden die Entwicklungskosten für das riesige Areal auf mehr als 100 Millionen Euro. Ob das, wie von den Grünen im Stadtrat gefordert, vorzugsweise Genossenschaften stemmen könnten, ist noch nicht klar. „Selbstverständlich können sich auch Genossenschaften bewerben“, sagt Schmitz.
Wird das umgesetzt, was im städtebaulichen Konzept beschrieben ist, könnten zumindest einige Wünsche des Ortsbeirats Trier-West/Pallien in Erfüllung gehen. 400 Wohneinheiten im Geschosswohnungsbau und 55 Reihenhäuser sind dort vorgesehen. Innovative Energiekonzepte sind gefragt. Ein Mobilitätskonzept gegen zu viel Autoverkehr im Quartier. Dachflächen und auch Fassaden sollen begrünt werden. Die Quote für den sozialen Wohnungsbau ist allerdings mit 25 Prozent definiert. Die erhöhte Quote gilt erst für Bebauungspläne, die ab 2020 neu aufgestellt werden.
(siehe auch Dokument)