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Neuer Investor für Schlüsselprojekt im Westen

TV(20191121)BW 61-1 Areal Lokrichthalle

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Zuletzt geändert
25.08.2021

Der Eifeler Unternehmer Erland Knaf verkauft das Bahnausbesserungswerk in Trier-West. Mit der Entwicklung des riesigen Areals soll es nun endlich vorangehen. Doch es bleiben Fragen.
Trierischer Volksfreund von Rainer Neubert

Seit Jahren gibt es Diskussionen um die größte Industriebrache in Trier. Für das 1912 erbaute und 1976 geschlossene Bahnausbesserungswerk Trier-West mit seiner riesigen Lokrichthalle und das dazugehörige 2,4 Hektar große Areal gibt es zwar seit mehr als zehn Jahren einen Bebauungsplan. Der Verpflichtung im städtebaulichen Rahmenvertrag, das Gelände innerhalb von acht Jahren zu entwickeln, kam der Eifeler Unternehmer Erland Knaf allerdings nicht nach. Nun verkauft er das Grundstück und die denkmalgeschützten Gebäude darauf. Das hat er am Mittwoch auf Anfrage des Trierischen Volksfreunds bestätigt.

„Wir sind kein Bauträger und waren jetzt in der Projektvorbereitung soweit, verkaufen zu können“, sagte Knaf, der sich zur Höhe des Verkaufspreises und weiteren Details nicht äußern wollte. Baudezernent Andreas Ludwig hat am Abend im Bauausschuss der Stadt über die neue Situation informiert. „Wir haben am Dienstag den aktualisierten Erschließungsvertrag und die dazugehörige städtebauliche Vereinbarung mit dem neuen Investor unterschrieben.“ Wer der neue Eigentümer ist, wollte er auf dessen ausdrückliche Bitte allerdings ebenfalls nicht sagen. „Der Investor will sich erst in einigen Wochen öffentlich äußern, wenn er konkrete Pläne für die Entwicklung vorlegen kann.“

Nach Informationen des Trierischen Volksfreunds, die vom Baudezernenten nicht kommentiert wurden, soll es sich um eine Investorengruppe aus Luxemburg handeln, die nun das Schlüsselobjekt für die Entwicklung in Trier-West verantwortet. Nach den alten Plänen sollten in der ehemaligen Lok­richthalle 160 Wohnungen entstehen. Für die Freifläche sieht der Bebauungsplan 200 neue Wohneinheiten vor. Zusätzliche Wohnungen und Gewerbeeinheiten waren in den weiteren Bestandsgebäuden vorgesehen.

Ob diese Planungen in allen Details Bestand haben, ist noch offen. „Das Konzept soll im Rahmen des bestehenden Bebauungsplans aktualisiert werden“, sagte Baudezernent Ludwig auf TV-Anfrage. Eine Quote für den sozialen Wohnungsbau enthalte dieser Plan nicht. Allerdings seien 25 Prozent barrierefreie Wohnungen vorgesehen.

Besonders wichtig war es dem Dezernenten, den Ausbau der Straße an der Lokrichthalle zu sichern. „Die ist ein wichtiges Teilstück für die neue Entlastungsstraße durch Trier-West. Die darf nicht die teuerste Sackgasse Deutschlands werden.“ Rund fünf Millionen Euro hat die Stadt bereits in dieses Projekt gesteckt. Strommasten der Bahn wurden dafür versetzt, Grundstücksverhandlungen geführt und die Umsiedlung von geschützten Eidechsen vorbereitet.

Das wird nach Überzeugung von Ludwig keine Fehlinvestition sein. „Wir haben mit dem neuen Investor eine Bürgschaft vereinbart. Sollte er die Straße auf seinem Gelände aus irgendwelchen Gründen nicht selbst bauen, muss er uns die Kosten dafür überweisen.“

Im Stadtteil kommt die Nachricht vom Verkauf des Geländes gut an. „Das ist eine richtig gute Sache“, freut sich Ortsvorsteher Marc Borkam. „Das ist ein wichtiges Puzzle­stück für die Entwicklung in Trier-West und angesichts des angespannten Wohnungsmarkts auch für ganz Trier. Ich bin froh, dass der Baudezernent so viel Druck gemacht hat.“

Borkam spricht damit die Eskalation zwischen der Stadt und dem ehemaligen Investor Knaf an. Erst die nachhaltige Androhung einer hohen Vertragsstrafe durch die Verwaltung hatte zu einem Einlenken geführt. „Wir werden nun diese Sache fallen lassen“, sagt Baudezernent Andreas Ludwig. Er habe zudem in den neuen Verträgen die bisherigen finanziellen Ausstände für die Stadt gesichert – „in den kompliziertesten Verhandlungen meines Lebens“.

Mit dem neuen Eigentümer sollen Probleme und lange Verzögerungen nun der Vergangenheit angehören. Davon ist der Baudezernent überzeugt. „Fachverstand, finanzielle Möglichkeiten und der Wille, das Areal zu entwickeln, treffen hier zusammen.“ An solchen Vorschusslorbeeren muss sich der neue Investor schon bald messen lassen.

 

Info

Ein Kulturdenkmal aus Kaiserzeit

Das ehemalige Eisenbahnausbesserungswerk Trier, wurde von 1908 bis 1912 von der Königlich Preußischen Eisenbahndirektion nach Plänen des Regierungsbaumeisters Ernst Spiro gebaut. Die Gesamtanlage besteht aus einer riesigen Werkshalle, der Lokrichthalle, dem Torbau mit zwei flankierenden Wohn- und Verwaltungsbauten sowie der Direktorenvilla. Das Werk wurde 1976 geschlossen und ist seither weitgehend ohne Nutzung. Die Lokrichthalle ist eine 170 Meter lange mehrschiffige Halle mit einer Grundfläche von 12 200 Quadratmetern. Es ist eine genietete Stahlkonstruktion. Die Außenhaut des gesamten, reich durchfensterten Baus ist mit roten Sandsteinquadern verkleidet. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Die Dachkonstruktion ist inzwischen stark beschädigt und in Teilen einsturzgefährdet. Deshalb darf sie nicht betreten werden.
Quelle: Datenbank Kulturgüter in der Region

 

Kommentar

Wenn sich der neue Eigentümer des Ausbesserungswerks als so kompetent und seriös herausstellt, wie es der Baudezernent beschreibt, ist das eine der besten Nachrichten für Trier in den vergangenen Wochen.

Von Rainer Neubert

Chefreporter

Denn nicht nur Trier-West wird davon profitieren, wenn die hässliche Riesenbrache zwischen dem schmucken Bobinet-Areal und der Jägerkaserne in den kommenden Jahren verschwindet. Die 300 bis 400 neuen Wohnungen, die auf dem Areal entstehen werden, bringen auch mehr Luft in den zunehmend angespannten Wohnungsmarkt in ganz Trier.

Dieser Knappheit und den steigenden Preisen ist es zu verdanken, dass sich finanzkräftige Investoren für Trier interessieren, die vor einigen Jahren ihr Geld noch eher in Großstädten jenseits des Rheins angelegt haben. Zumindest diese Kalkulation des Vorbesitzers aus der Eifel ist aufgegangen. Jahrelang hat er trotz vertraglicher Verpflichtungen eine Entwicklung des Geländes verzögert, um zu noch besseren Preisen verkaufen zu können. Erst die Klage der Stadt auf mehrere Hunderttausend Euro Vertragsstrafe war letztlich so überzeugend, dass es nun im Westen weitergehen kann. Auch der Bau der neuen Entlastungsstraße scheint gesichert.

Alles spricht also für einen guten Tag für Trier und für Trier-West im Besonderen. Auch Erland Knaf dürfte nicht unzufrieden sein. Was er für das Gelände bekommt, liegt mit Sicherheit weit über dem Preis, den er einst dafür gezahlt hat.

Bilder
  • Noch im Dornröschenschlaf: Das ehemalige Bahnausbesserungswerk in Trier-West und das dazugehörige, unbebaute Gelände. Foto: Portaflug Trier

    TV-Foto: Portaflug Föhren, Trierischer Volksfreund

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